Seit nunmehr zwei Jahrzehnten ist der kleinstmusikalische Zusammenschluss pubertierender Schulfreunde zur Band Nobody Knows gereift. Mit ihrer aktuellen Tour „Optische Enttäuschung – Fortsetzung folkt“ beweisen die selbsternannten Unbekannten, dass der Anspruch der Reife qua Alter vermöge Ironie und Eigenkarikatur wirkungsvoll untergraben und behauptet werden kann. 15 Alben, mehr als 50 Veröffentlichungen und etwa 1.700 Auftritte im In- und Ausland liegen hinter den Musikern von Nobody Knows, indes sie trotz doppelter Erstplatzierungen des Deutschen Rock- und Pop-Preises in den Kategorien „Publikumspreis“ und „Deutscher Country & Folk Preis“ nicht erwachsen zu kriegen sind. Zwischen überwiegend eigenen Kompositionen und Dichtungen melden sich auch weiterhin Tucholsky, Busch, Heine, Goethe, Mozart und Beethoven zu Ton. Die genreübergreifende Folk-Polka-Mischung, die sie als „postmoderne, bundesrepublikanische Folklore mit nordwesteuropäischer Note und ostokzidentaler Rhythmik“ beschreiben, diffundiert auch zur aktuellen Tour zwischen ironischen Selbstbezichtigungen, gesellschaftskritischen Inhalten und anti-puristischer Schubladenlosigkeit. Zwischen deutscher Folklore, Country, Polka und irischer Musik ergibt sich das Teilzeitquartett mit Gitarre, Geige, Mandoline, Bouzouki, Schlagzeug, Banjo und Kontrabass seiner ungehemmten Spiel- und Bewegungsfreude. Und weil Routine der Todfeind jedweder Impulsivität ist, bleibt kein Stück wie beim vorherigen Auftritt, denn mit ihren zunehmend aufkommenden Improvisations-Rapp-Anteilen beweisen Nobody Knows: Wer nicht kommt, ist nicht dabei. Und was sich reimt, ist gut. Also rauf auf die Bühne und mitgetanzt.